Borretsch (Borago) ist eine Pflanze aus der Familie der Raublattgewächse (Boraginaceae), die auch Gurkenkraut oder Kukumerkraut genannt wird. Vielen ist Borretsch als Gewürz oder als Zutat in der Frankfurter Grünen Soße bekannt. Aber Borretsch ist auch eine wichtige Heilpflanze vor allem für die Haut.

Gamma-Linolensäure für die Haut

Der medizinische Wirkstoff des Borretsch ist das fette Öl aus den Samen der Pflanze. Borretschsamenöl hat unter den Pflanzen mit ca. 20 Prozent den höchsten Anteil an Gamma-Linolensäure. Diese Omega-6-Fettsäure ist ein wichtiger Ausgangsstoff für die Bildung funktionell wichtiger Strukturlipide und bestimmter entzündungshemmender Stoffe (Prostaglandine der Serie 1 – PG1). Diese spielen unter anderem eine Rolle in der hormonellen Regulation bei Frau und Mann und der Immunabwehr. Vor allem zur Unterstützung der Haut – von der Faltenreduzierung über Akne bis hin zu entzündlichen Hauterkrankungen, wie atopischer Dermatitis ist Borretschöl zu empfehlen.

Mehrfach ungesättigte Fettsäuren pflanzlichen Ursprungs wie die Gamma- Linolensäure müssen dem Körper täglich zugeführt werden, da er sie nicht selbst bilden kann. Leider kommen sie in der Alltagsernährung kaum vor und werden viel zu wenig verzehrt. Hinzu kommt, dass die Umwandlung von Gamma-Linolensäure aus Linolsäure im Körper durch zu viele tierische Fette, zu viel Alkohol, Virusinfekte, Diabetes oder auch altersbedingt gestört sein kann.

Entzündungshemmende Wirkung von Borretschöl

Das Enzym Delta- 6-Desaturase ist das Schlüsselenzym für die Bildung der Eicosanoide der 1er-Reihe und der 3er-Reihe. Diese Eicosanoide wirken entzündungshemmend und immunmodulierend und sind sehr erwünscht und lebensnotwendig. Mit der Gabe von Borretschöl und damit Gama-Linolensäure kann eine „Schwäche“ des Enzyms Delta-6-Desaturase umgangen werden, um genug Eicosanoide der 1er-Serie herzustellen. Eine solche Schwäche oder gar ein komplettes Fehlen der Delta-6 Desaturase (der sogenannte Desaturase- Defekt) liegt auch oft bei Neurodermitikern und Patienten mit Ekzemen vor. Dadurch kommt es zu Entzündungen im Körper, die sich dann in Form von Neurodermitis äußern. Die Gamma-Linolensäure des Borretschöls hilft dabei, diesen Enzymdefekt auszugleichen. Studien zeigen, dass sich bereits bei der Gabe von 2 g (= 4 Kapseln) Borretschöl der Zustand einer trockenen, schuppigen Haut deutlich verbessert (s.u.).

Denn die menschliche Haut ist nicht in der Lage, Gamma-Linolensäure aus dem Vorläufer Linolsäure (LA) oder Arachidonsäure (AA) aus Dihomo-Gamma-Linolensäure (DHGLA) zu biosynthetisieren. Eine Nahrungsergänzung mit GLA-reichem Borretschsamenöl überspringt den Schritt der hepatischen 6-Desaturierung von Fettsäuren (FA) und kompensiert daher den Mangel an diesen essentiellen FA bei eingeschränkter Aktivität der Delta-6-Desaturase.

Verbesserung von Hautfunktion und -barriere

Eine Studie mit gesunden älteren Menschen (Durchschnittsalter 68,6 Jahre), die zwei Monate lang eine tägliche Dosis von 720 mg Borretschöl in Kapselform erhielten, zeigte eine Verbesserung der Hautbarrierefunktion. Dies konnte durch die Messung des transepidermalen Wasserverlusts ermittelt werden, der durchschnittlich um 10,8 Prozent reduziert werden konnte. Auch konnte durch die Gabe von Borretschöl Juckreiz gemildert und trockener Haut reduziert werden. Die Fettsäure-Zusammensetzung der Phospholipide der Erythrozytenmembran zeigte einen Anstieg der Gamma-Linolensäure (+70%) und eine Verringerung der gesättigten und einfach ungesättigten Fettsäuren. Das bedeutet, dass der Verzehr von Borretschöl bei älteren Menschen zu einer Veränderung des Fettsäuren-Stoffwechsels und einer verbesserten Hautfunktion führte.1

Borretschöl erhöht Hautfeuchtigkeit

Eine Studie an der Universität Düsseldorf kam zu ähnlichen Ergebnissen. Hier wurde Frauen 12 Wochen lang Borretschöl gegeben während eine Kontrollgruppe ein Placebo mit mittelkettigen Fettsäuren erhielt. Die Dosis betrug 2,2 g Gesamtfettsäuren pro Tag (Linol- und Gamma-Linolensäure). In der Borretschölgruppe konnte anschließend ein Anstieg der Gamma-Linolensäure festgestellt werden. Zusätzlich wurde die Haut durch eine Behandlung mit Nikotinat gereizt, und die Veränderungen der Hautrötung und des Blutflusses zu beobachten. Im Vergleich zu Woche 0 war die Hautrötung in der Borretschölgruppe geringer; auch die Durchblutung war vermindert. Zudem konnte nach 12 Wochen Behandlung mit Borretschöl eine signifikante Erhöhung der Hautfeuchtigkeit festgestellt werden. Der transepidermale Wasserverlust war nach sechs Wochen Supplementierung um etwa 10 Prozent verringert. Zudem wurde die Oberfläche der lebenden Haut bewertet mit dem Ergebnis, dass Rauheit und Schuppung der Haut bei Borretschöl zwischen Woche 0 und Woche 12 signifikant abnahmen. Die Studie kommt zu dem Schluss, dass die Eigenschaften der Haut durch eine Intervention mit Fettsäuren aus Borretschöl moduliert werden können.2

Zusammenfassend kann gesagt werden, dass Borretschöl eine gestörte epidermale Lipidbarriere und Hyperproliferation bei essentiellem Fettsäuremangel ausgleichen kann. Auch auf den pH-Wert der Haut, der durch epidermales Laktat, freie Fettsäuren und freie Aminosäuren aufrechterhalten wird, wirkt sich Borretschöl positiv aus. Es stellt nämlich den sauren pH-Wert der Haut wieder her und erhöht den epidermalen Gehalt an Laktat, den meisten freien Fettsäuren.3

Borretschöl gegen Hautalterung

Borretschöl unterstützt nicht nur die Hautbarriere, es hemmt offenbar auch die vorzeitige Hautalterung durch ultraviolette B-Strahlung (UVB). Diese gilt als Hauptursache für Lichtschäden der Haut. Nach einer UVB-Bestrahlung wird der Kollagenabbau durch die Hochregulierung von Matrix-Metalloproteinasen (MMPs) beschleunigt und die Kollagensynthese durch die Herunterregulierung des transformierenden Wachstumsfaktors TGF-Beta-1-Signals verringert. Am biotechnologischen Institut der koreanischen Kyung Hee Universität wurde die schützende Wirkung von Borretschöl gegen Lichtschäden der Haut bei normalen menschlichen Hautfibroblasten, die UVB ausgesetzt waren, untersucht. Ergebnis: Borretschöl verringerte die Expression der für den Kollagenabbau verantwortlichen Metalloproteinasen und erhöhte TGF-Beta-1. Praktisch reduzierte Borretschöl damit die Faltenbildung, die Dicke der Epidermis und das Erythem in UVB-bestrahlter Haut. Darüber hinaus wurden die Hautfeuchtigkeit und die Kollagensynthese durch die Behandlung mit Borretschöl verbessert.4

Wie wird Borretschöl angewendet?

Da die Borretschpflanze Pyrrolizidinalkaloide enthält, die auf die Leber toxisch wirken sollte man bei der Eigenherstellung Vorsicht walten lassen. Allerdings wird das Borretschöl aus den Samen hergestellt, und darin sind diese Substanzen nicht enthalten. Bei einer sachgemäßen Dosierung von Borretschöl, d.h. maximal vier Gramm pro Tag, sind keine Nebenwirkungen zu befürchten. Lediglich Epileptiker und manisch-Depressive sollten Borretschöl nicht anwenden, da sich die im Öl enthaltene Gamma-Linolensäure negativ auf diese Erkrankungen auswirken kann. Auch bei Patienten, die Antikoagulanzien oder Thrombozytenaggregationshemmer einnehmen, sollte Borretschöl nur zurückhaltend angewendet werden. Borretschöl hat einen sehr intensiven, krautigen Geschmack. In Bezug auf Compliance und therapeutische Wirkung ist es daher am sinnvollsten, hochwertige Borretschöl-Kapseln einzusetzen. Die Anwendung sollte kurweise über einen Zeitraum von vier bis sechs Wochen erfolgen. Nach einer Pause von mehreren Wochen sollte dann die nächste Kur begonnen werden.

1 Brosche, T. et Platt, D.: Effect of borage oil consumption on fatty acid metabolism, transepidermal water loss and skin parameters in elderly people. Arch Gerontol Geriatr. Mar-Apr 2000;30(2):139-50. doi: 10.1016/s0167-4943(00)00046-7.

2 De Spirt, S. et al.. Intervention with flaxseed and borage oil supplements modulates skin condition in women. Br J Nutr. 2009 Feb;101(3):440-5.

3 Kim, H.P.: Borage oil restores acidic skin pH by up-regulating the activity or expression of filaggrin and enzymes involved in epidermal lactate, free fatty acid, and acidic free amino acid metabolism in essential fatty acid-deficient Guinea pigs. 2018 Oct;58:26-35. doi: 10.1016/j.nutres.2018.06.003. Epub 2018 Jun 28.

4 Seo, S.A. et al.: Borago officinalis L. attenuates UVB-induced skin photodamage via regulation of AP-1 and Nrf2/ARE pathway in normal human dermal fibroblasts and promotion of collagen synthesis in hairless mice. Exp Gerontol. 2018 Jul 1;107:178-186. doi: 10.1016/j.exger.2018.02.017. Epub 2018 Feb 27.

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