Eine neue Studie liefert erste Belege dafür, dass die mikroskopisch kleinen Bewohner unserer Haut – allen voran das Bakterium Cutibacterium – eng mit unserem psychischen Wohlbefinden verknüpft sein könnten.

Von der Darm- zur Haut-Gehirn-Achse

Seit Jahren boomt die Forschung zur „Darm-Gehirn-Achse“: Die Billionen von Mikroben in unserem Verdauungstrakt beeinflussen nachweislich Hormone, Immunantworten – und sogar unsere Stimmung. Doch ein ebenso riesiges Ökosystem wurde dabei übersehen: das Hautmikrobiom. Während jeder Quadratzentimeter unserer äußeren Hülle von Bakterien, Pilzen und Viren besiedelt ist, wusste man bislang kaum, ob und wie diese Organismen unsere Psyche beeinflussen. Genau hier setzt die jetzt veröffentlichte Untersuchung an. Das Forschungsteam fragte: Verändert die Zusammensetzung der Hautflora unser Stresslevel, unseren Schlaf und unsere allgemeine Gefühlslage?

So lief das Experiment ab

  • Teilnehmende: 53 gesunde Erwachsene
  • Hautareale: Gesicht, Kopfhaut, Unterarm, Achsel
  • Probenentnahme: Hautabstriche, analysiert per qPCR + 16S-rRNA-Sequenzierung
  • Psyche-Checks (drei spezifische Wohlfühl-Scores für Haut, Haare & Achseln):
    •   Affect Grid (Momentanbefinden)
    •   PSS-10 & Stress-NRS11 (wahrgenommener Stress)
    •   Schlafqualität

Aus den Sequenzdaten berechneten die Forschenden zwei Diversitätswerte (Shannon & Faith) und suchten anschließend per Korrelationsanalyse nach Verbindungen zwischen Bakterienhäufigkeiten und psychischen Parametern.

Das überraschende Ergebnis: Cutibacterium rockt die Stimmung

Bei allen vier Hautregionen tauchte ein Name immer wieder auf: Cutibacterium (früher Propionibacterium acnes, bekannt aus der Akne-Forschung). Ein höherer Anteil dieses eigentlich notorisch unterschätzten Bakteriums ging gleich mehrfach mit besserem Befinden einher:

Hautareal

Mehr Cutibacterium →          

Effekt

Gesicht

↓ subjektiver Stress            

Entspannteres Gesamtgefühl

Achsel

↓ Stress und ↑ gute Stimmung

„Happy Pits“              

Achsel

↑ Schlafqualität (Tendenz)      

Ausgeruhtere Teilnehmende 

Offenbar ist Cutibacterium kein bloßer Kommensale (also Bakterium, das im Hautmikrobiom vorkommt), sondern könnte Teil eines komplexen biologischen Dialogs zwischen Haut und Gehirn sein.

Was bedeutet das für uns?

  1. Skincare wird Mind-Care: Produkte, die das natürliche Wachstum von *Cutibacterium* fördern oder zumindest nicht zerstören, könnten eines Tages als „Mood-Boosting Cosmetics“ auf den Markt kommen.
  2. Von Akne-Bösewicht zum Anti-Stress-Helden: Derselbe Organismus, den wir jahrelang mit aggressiven Cremes bekämpft haben, entpuppt sich als potenzieller Schutzfaktor für die Psyche.
  3. Ganzheitlicher Ansatz: Stressmanagement könnte künftig Hautpflege, Ernährung und Mikrobiom-Erhalt umfassen – ein Trio für Körper und Geist

Vorsicht, Kausalitätsfalle!

  • Korrelation ≠ Kausalität: Noch ist nicht klar, ob Cutibacterium Stress senkt oder ob entspannte Menschen schlicht bessere Bedingungen für das Bakterium bieten.
  • Kleine Stichprobe: 53 Personen sind ein spannender Anfang, aber weit weg von einer endgültigen Antwort.
  • Viele Einflussfaktoren: Gene, Ernährung, Umwelt, Kosmetik – all das formt das Hautmikrobiom zusätzlich.

Take-aways für den Alltag

  1. Hautbarriere pflegen: Milde Reiniger, pH-neutrale Produkte, nicht überdesinfizieren.
  2. Schlaf & Stress ernst nehmen: Denn beides spiegelt sich offenbar direkt in unserer Hautflora wider.
  3. Mikrobiom fördern: Die Darm-Haut-Achse ist nicht zu unterschätzen. Daher ist es nicht nur für die Haut, sondern darüber hinaus auch für unsere Stimmung gut, mit Hilfe von hochwertigen Probiotika wie Darmflora plus select intens das Darmmikrobiom zu fördern.

Fazit: Die Studie wirft ein helles Schlaglicht auf einen bisher blinden Fleck der Psychobiologie – der Psychodermatologie. Wenn weitere Forschung diese Ergebnisse bestätigt, wird die Hautpflege der Zukunft mehr sein als Kosmetik: Sie könnte ein direktes Werkzeug sein, um Stress zu lindern und unsere Stimmung zu heben – Bakterien sei Dank.

Studie: Tyson-Carr, J. et al.: Body-site specific associations between human skin microbiome composition and psychological wellbeing. British Journal of Dermatology, ljaf177

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